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Neue Leidenschaften und Talente entdecken

In alter Frische

von Jörg Marquardt, Migros-Magazin, 17. April 2025

Gerade im Alter hilft gezieltes Training, um geistig fit zu bleiben. Mit welchen Massnahmen man dem mentalen Abbau entgegenwirken kann.

Ihr heiliger Abend beginnt donnerstags um acht. Den Termin hält sich Juliette Landolt frei, komme, was wolle. Die 81-Jährige geht dann in den Griechischkurs der Klubschule Luzern, seit 20 Jahren schon. «Griechisch ist eine schöne Sprache, aber auch anspruchsvoll», sagt sie. Der Kurs bereichert ihren Alltag und hilft ihr, am Ball zu bleiben. Jedes Jahr verbringt sie mit ihrem Mann einige Monate in Griechenland und spricht die Sprache im Alltag.

Es gibt aber noch einen Grund, warum sie Woche für Woche die Klubschule besucht: «Ich will geistig fit bleiben, um möglichst lange selbstbestimmt zu leben.» Das Schicksal einer an Alzheimer erkrankten Freundin hat sie alarmiert.

In Landolts Altersgruppe, den 80- bis 85-Jährigen, ist jede zehnte Person von einer Demenz betroffen, bei den über 90-Jährigen sogar mehr als ein Drittel. Auch wenn Demenz schon in jüngeren Jahren auftreten kann, etwa nach einem Schädel-Hirn-Trauma oder einer Hirnhautentzündung, ist es vor allem ein Phänomen des Alters. Die Organisation Alzheimer Schweiz schätzt, dass in der Schweiz etwa 157’000 Menschen mit Demenz leben. Jährlich kommen rund 34’000 neue Fälle hinzu.

Die 81-jährige Juliette Landolt besucht wöchentlich einen Griechischkurs – seit 20 Jahren schon.

Die gute Nachricht: Wir können etwas gegen den geistigen Abbau tun, wie eine Studie um die Psychiaterin Gill Livingston vom University College in London belegt, die 2024 im Fachjournal «The Lancet» erschienen ist. Neben genetischen Ursachen, auf die wir keinen Einfluss haben, benennt die Studie etliche veränderbare Risikofaktoren. Dazu zählen Bewegungsmangel, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, übermässiger Alkoholkonsum, Depression, Hör- und Sehverlust oder soziale Isolation.

Durch die Vermeidung aller schädigenden Faktoren liesse sich die Zahl der Demenzfälle um 45 Prozent reduzieren, so die Berechnung der Forschenden.

Ein Buffet für den Kopf

«Viele unterschätzen, dass wir unser Gehirn wie einen Muskel stärken können», sagt der Schweizer Neurologe Marc Sollberger. Er leitet die Memory Clinic, Universitäre Altersmedizin Felix Platter, in Basel. Sie ist eine der grössten Institutionen in der Schweiz zur Früherkennung einer demenziellen Erkrankung. Ihm zufolge können wir die meisten Risikofaktoren durch einen gesunden, aktiven Lebensstil positiv beeinflussen – je früher, desto besser.

Ein effektives Gehirntraining setzt im Alltag an. Sollberger vergleicht es mit einem vielseitigen Buffet, das sowohl geistige als auch körperliche und soziale Aktivitäten umfasst. Eine Fremdsprache zu lernen, so wie Juliette Landolt, ist für ihn ein gutes Beispiel: «Dabei werden verschiedene Hirnareale aktiviert und die neuronalen Verbindungen gestärkt.»

«Viele unterschätzen, dass wir unser Gehirn wie einen Muskel stärken können.» Neurologe Marc Sollberger

Fast noch wichtiger, so Sollberger, sei aber das ganze Drumherum: Ein Sprachkurs strukturiere die Woche, fördere den Austausch mit anderen Menschen und erweitere den Aktionsradius, weil das Gelernte oft bei Reisen in andere Länder angewendet werde. «Soziale Aktivität stimuliert das Gehirn mit positivem Effekt auf unsere Stimmung und geistige Leistungsfähigkeit.»

Verbunden bleiben

Welche Aktivitäten und Hobbys ein gutes «Alltagsbuffet» ausmachen, ist höchst individuell. Vorzugsweise haben sie einen Nutzen für unser tägliches Leben, zum Beispiel im Garten arbeiten, heimwerken oder Rezepte ausprobieren. Ein Kriterium sollten alle Tätigkeiten unbedingt erfüllen: uns Freude bereiten! «Umso leichter fällt es, langfristig engagiert zu bleiben», sagt der Neurologe.

Alles, was das psychische Wohlbefinden steigert, hilft zudem, das Risiko einer Depression zu minimieren, die eine Demenz begünstigen kann. «Im Alter nehmen Depressionen auch deswegen zu, weil das gewohnte soziale Umfeld oft wegbricht.»

Darum ist es so wichtig, auch im Alter aktiv mit anderen Menschen verbunden zu bleiben – ob in der Familie, in einem Verein oder, wie Juliette Landolt, in der Klubschule. Die 81-Jährige schätzt den Griechischkurs auch wegen ihrer Mitstreiterinnen: «Wir sind über die vielen Jahre gut befreundet und haben uns auch schon in den Griechenlandferien besucht.»

Ein Kurs in der Klubschule ist eine wunderbare Möglichkeit, auch im Alter aktiv mit anderen Menschen verbunden zu bleiben.

Oft führen altersbedingte Gesundheitsprobleme dazu, dass sich Menschen sozial isolieren. Dazu gehören etwa Hör- und Sehverluste, die so früh wie möglich behandelt werden sollten.

Mehr Bewegung im Alltag

Komplettiert wird das Buffet für den Kopf durch ausreichend Bewegung. Denn auch Sport sei geistige Aktivität, so Sollberger. Dabei startet in unserem Gehirn ein komplexes Programm, das alle Bewegungen geistig vorbildet und koordiniert. «Beim Spazierengehen, vor allem mit einer anderen Person, werden mehr Gehirnareale aktiviert als etwa beim Lösen eines Kreuzworträtsels.»

Bewegung fördert zudem die Durchblutung im Gehirn. Das ist umso wichtiger, als die Blutgefässe im Alter enger werden. Damit steigt auch das Risiko für eine gefässbedingte Demenz. Rauchen, Fettleibigkeit oder Diabetes wirken sich ebenfalls negativ auf die Gefässe aus. Diese Risikofaktoren sollten daher regelmässig medizinisch überprüft werden.

«Beim Spazierengehen werden mehr Gehirnareale aktiviert als beim Lösen eines Kreuzworträtsels.» Neurologe Marc Sollberger

Juliette Landolt freut sich derweil schon sehr auf nächsten Donnerstagabend: noch einmal in die Klubschule, bevor sie für ein paar Monate an die griechische Westküste reist. Am Strand, unter Feigenbäumen, fällt das Gehirnjogging noch leichter.

Fünf Tipps für ein fittes Gehirn

1. Beziehungen pflegen

Unser Gehirn benötigt den Austausch mit anderen Menschen, um gesund zu bleiben. Regelmässige Aktivitäten mit Familie und Freunden, aber auch soziales Engagement steigern das Wohlbefinden und strukturieren den Alltag.

2. Körperlich aktiv bleiben

Sport und Bewegung fördern die Hirndurchblutung, stärken die Denkleistung und wirken stimmungsaufhellend. Zudem reduzieren sie körperliche Risikofaktoren für Demenz: Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes. Schon 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche haben einen positiven Effekt.

3. Ernährung optimieren

Eine mediterrane Ernährung mit viel frischem Gemüse, Obst, Nüssen und Kernen, Hülsenfrüchten, Fisch und Olivenöl wirkt dem altersbedingten geistigen Abbau der Hirnleistung entgegen. Fettiges, zuckerreiches Essen sollte vermieden, Alkohol nicht oder nur massvoll getrunken werden.

4. Risiken abklären

Gesundheitsprobleme wie Hör- und Sehverlust, Bluthochdruck oder ein hoher Cholesterinspiegel erhöhen das Risiko für eine Demenz. Je früher sie behandelt werden, desto besser die Prävention.

5. Den Geist fordern

Zentral ist die Aufrechterhaltung alltäglicher Tätigkeiten wie Bankeinzahlungen, Einkäufe, Lesen oder schriftliche Kommunikation. Das Erlernen neuer Fertigkeiten wie einer neuen Sprache stimuliert das Gehirn zusätzlich. Auch Denksportaufgaben (Kreuzworträtsel, Sudoku, Ratespiele) fördern unsere geistige Fitness.

Experte: Marc Sollberger, Neurologe und Leiter a. i. der Memory Clinic Basel (Foto)

Autor: Jörg Marquardt, Migros-Magazin. Alles rund ums Migros-Magazin

 

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